Bericht Modul I, Erkrath 08./09. April 2005
Im September 2004 wandte sich das Familienbildungswerk im DRK- Kreisverband Mettmann an die Koordinierungsstelle, um konkretere Informationen über die Ausgestaltung der Initiative zu bekommen. Im November wurde das Thema auf dem Fachbereichstreffen Eltern-Kind vorgestellt. Weitere Kooperationspartner wurden vor Ort vom DRK-Kreisverband angesprochen: Jugendamt Mettmann, Abteilung Jugendschutz und die städtische Gemeinschafts-Grundschule Sandheide/ Erkrath, dort insbesondere die Schulsozialarbeit.
Beim Vortreffen im Februar wurden konkretere Absprachen getroffen. Der Kreis der Teilnehmerinnen würde sich aus den Bereichen Jugendschutz, Schulsozialarbeit, Familienbildung, Sprachförderung für Migrantinnen mit Kinderbetreuung und Eltern-Kind-Kurse zusammensetzen.
10 Teilnehmerinnen trafen sich dann mit den beiden Referentinnen am 8./9. April 2005 zum ersten Modul.
Nach der Begrüßung und Vorstellung des Tagesablaufes
wurde die Vorstellungsrunde mit dem "gläsernen Medienmenschen"
verknüpft und somit ein thematischer Einstieg anhand der Vorlieben
und Abneigungen von Mediennutzung und Medieninhalten ermöglicht.
Das eigene Medienverhalten wurde in Bezug auf den alltäglichen
Konsum mit Hilfe des "Medienkuchens" beleuchtet. Dabei
gab es so manches "Aha"-Erlebnis.
Die Beschäftigung mit der Fernseh- und sonstigen Mediennutzung
von Kindern wurde anhand der Präsentation von aktuellen
Forschungsergebnissen diskutiert. Von den Teilnehmerinnen wurde
aus den Erfahrungen des eigenen Berufslebens berichtet. Der Medienkonsum
insbesondere von benachteiligten Familien und Migrant/innen wurde
als deutlich höher beschrieben, als dies in den Forschungsergebnissen
widergespiegelt wird.
Bei der Erarbeitung des Themenspektrums Chancen und Risiken aus
der berufspraktischen Sicht nach den Leitfragen
- Was sind die 5 wichtigsten Themen / Probleme?
- Welchen Anteil haben Medien an diesen Themen / Problemen?
wurde folgendes festgehalten:
1. Themen / Probleme
Sprache |
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"negatives Verhalten" |
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Defizite (körperlich, sozial, emotional, kognitiv) |
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- Deutsch verstehen
- Deutsch sprechen
- Deutsch schreiben
- Deutsch lesen
- Kurzlebigkeit aller Dinge
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- Aggression
- Kind macht was es will
- Konkurrenzverhalten
- Tussi-Verhalten von Mädchen
- Macho-Verhalten von Jungen
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- mein Kind ist zappelig
- Konzentrationsschwäche
- Werteverlust/Sozialverhalten
- Stumpfsinnigkeit (Gewalt-Sexualität)
- Montagsmüdigkeit
- Bewegungs- und Koordinationsschwächen
- Sprach-, Sprech- und Ausdruckprobleme
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2. Der Anteil der Medien an den Problemen:
- 90% ist der Fernsehkonsum für die Montagsmüdigkeit
verantwortlich und 70% sind es PC-Spiele, Playstation, Gameboy
und TV
- Geräusche (Berieselung und Reizüberflutung)
- Grenzenloses Fernsehen ?!
- Werbung
- Gameboy - man will gewinnen
- Radio, TV
- Telefon, Handy, CD
- Zeitung
- Briefe (Elternbriefe, Behördenschreiben sind unverständlich)
- Kinderbücher
- Briefe schreiben
- Medien indirekt durch die Zeitnutzung am Tag
- indirekt / elektronische Medien ersetzen den persönlichen
Kontakt
- Medieninhalte sind fraglich
- Konsumverhalten
Die Chancen von Medien wurden mit der Fragestellung "Welche
medienbezogenen Handlungsansätze (Lösungen) können
Sie sich vorstellen?" erörtert.
Erste Ideen zum Einsatz von Medien in diesen Problemfeldern waren:
- PC-Lernprogramme einsetzen
- CD, Hörkassetten und - bücher
- TV Programm festlegen
- Bild - Aussprache
- Medienkuchen mit Kindern
- Medienreflexion: Werbung bewusst machen für Eltern und
Kinder
- Rollenspiel filmen (Trickfilm)
- Geräusche aus Film wegnehmen und die Manipulation erkennen
- Zeitempfinden schulen
- Medien beim Coolnesstraining einsetzen
- Entspannungs- CD's einsetzen
- Am PC ein Buch / eine Zeitung herstellen
- Film drehen / Konzentration und Inhalte
- Elterninformation (Lockvogel: Produkte ihres Kindes vorstellen)
- Kinder in den Bürgerfunk!
- CD-Rom: Entscheidungen / Werte
Zum Abschluss des ersten Tages wurde die Trickbox als niedrigschwelliges
Medium mit hohem Aufforderungscharakter vorgestellt. Der Umgang
mit der Videokamera und den Bildmaterialien regte zum Entwickeln
von eigenen Inhalten an.
Der zweite Tag begann mit einem Kartenfragespiel "Wer wird
Medienpädagoge?". Ein anschließender Vortrag
über Familientypen und deren Umgang mit Medien regte
zu einer kritischen Diskussion an. Es wurde betont, dass die Einschätzung
der Familiengruppen klischeehaft sei und nicht die Erfahrungen der
Teilnehmerinnen widerspiegelt. Insbesondere erscheinen die Ergebnisse
"mittelschichtsorientiert" zu sein. Einige Teilnehmerinnen
empfinden die Wirklichkeit der dargestellten Mediennutzung in den
Familien zu "geschönt", unberücksichtigt bleiben
z.B. heimliches fernsehen nachts von Porno- und Gruselfilmen, der
Fernseheinsatz als Babysitter über mehrere Stunden, permanente
Geräuschkulissen um Kinder ruhig zu stellen.
In drei Kleingruppenarbeiten wurden erste konzeptionelle
Überlegungen geführt, wie mit den vorhandenen Medien mit
der jeweiligen Zielgruppe gearbeitet werden könnte. Dabei standen
die Trickbox und zwei Digitalkameras zur praktischen Übung
zur Verfügung.
Eine Gruppe erstellte einen kleinen Film als Einladung zu einem
Sprachkurs für Migrantinnen. Zwei weitere Kleingruppen erstellten
Fotostories - die erste über den Wandel der Mediennutzung (Familie
und Fernsehen 1975 - 2005) und Auswirkungen auf das Familienleben
und die zweite über die Wirkung von Gewaltszenen im Fernsehen
auf Kinder.
>> Ergebnis: Trickbox
Nach der Präsentation der Ergebnisse wurden Verabredungen
für das nächste Modul getroffen und eine Feedback-Runde
durchgeführt. Die Atmosphäre der Schulung war locker und
freundlich.
Aufgrund der zeitlichen Begrenztheit des Moduls konnten nicht alle
einzelnen Themen umfassend diskutiert werden.
Durch die Tage führte das Team Anita Franken-Khadraoui und Antje Rometsch.
Nachtrag zu offenen Fragen:
"Blended learning" - ist eine neue Lernform durch Online-Schulungen.
In Kombination zwischen der persönlichen Begleitung durch einen
Tutor und Selbststudium werden Lerninhalte per Internet und/oder
CD-Rom selbstständig erarbeitet.
>> Fotoimpressionen
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